Dienstag, 22. Mai: Aufgrund
überfrorener Straßen verschieben wir die Abfahrt um zwei Stunden. Es ist immer
noch eiskalt, als wir gegen halb zehn auf unseren schwer beladenen Rössern
loseiern. Die ersten Meter sind wie jedes Jahr enorm gewöhnungsbedürftig, gefühlt
sitzen wir das erste Mal auf einem Motorrad. Aber es dauert nicht lange, bis
wir uns an unsere Gefährten gewöhnen und damit auch der Fahrspaß zurückkommt.
Gegen 16:00 Uhr erreichen wir die mongolisch-russische Grenze, an der sich
bereits eine lange Schlange gebildet hat. Glücklicherweise werden wir als
Motorradfahrer von den mongolischen Beamten (wie übrigens später von den
russischen auch) an allen anderen vorbeigewinkt, womit die gesamte Grenzprozedur
gerade einmal rekordverdächtige drei Stunden dauert.
Unser Dokument mit dem wichtigen
richtigen Stempel löst hektische Betriebsamkeit aus und wir dringen bis in die
Amtsstube des Senior Customs Officer vor. Und während wir da so sitzen, telefonieren
mehrere Beamte gleichzeitig ganz angestrengt herum. Aber tatsächlich, alles
scheint seine Richtigkeit zu haben, und wir dürfen mit den Mopeds die Mongolei verlassen. Ob wir tatsächlich auch unser
Geld wiederbekommen, werden wir noch sehen.
Auf russischer Seite ist der Stau
ungleich länger, hier sitzt der Flaschenhals der gesamten Prozedur. Eine einzige
Beamtin muss alle Zollformulare in den Rechner übertragen, während andere
penibel die Fahrzeuge durchsuchen. Alle befinden sich im Vollstress, trotzdem werden
wir ausgesprochen korrekt behandelt, bekommen sogar Hilfe beim Ausfüllen der
Zollformulare.
Die drei Hotels im Grenzort
Kjachta sind bis auf zwei Betten in einem Schlafsaal ausgebucht. Auf
Jugendherberge haben wir jedoch keine Lust und beschließen daher, die 250 km
bis Ulan-Ude noch zu fahren. Auf halber Strecke setzt jedoch Regen ein und mit
unseren funzeligen Scheinwerfern durch die unbefestigten Baustellen zu fahren,
ist uns auf Dauer dann doch zu gefährlich. Wir finden in Gusinoozyorsk ein
Hotel, in dem die Zimmer in Stunden abgerechnet werden.
Wir müssen zunächst Geld abheben.
Matti fragt: „Wie viel soll ich holen?“, ich antworte: „200“. Und meine damit
Euro, Matti denkt aber bereits in Rubel und probiert sämtliche Automaten aus, um
kurze Zeit später zu konstatieren, dass anstelle der 200 nur 5 (Tausend)
ausgegeben werden. Wir sind in diesem Missverständnis gefangen, diskutieren
über die lächerlich geringe feilgebotene Summe und heben schließlich beide an jeweils
zwei Automaten den Maximalbetrag ab. Als uns endlich ein Licht aufgeht, haben wir
22T Rubel und damit bereits mehr als 300 EUR in der Tasche. Gut, dass wir die 200.000
nicht bekommen haben. Mit umgerechnet 2800 Euro hätten wir noch einige Urlaube
in Russland verbringen können, puh.
Die Restaurants sind bereits
geschlossen, wir müssen unser Abendessen im Supermarkt kaufen und entscheiden
uns für in der Mikrowelle erwärmte Piroggen und Bier. An der Kasse schallt uns
ein „Piwo netu“ entgegen. Es ist bereits nach 21:00 Uhr, da darf (uns) kein Bier
mehr verkauft werden! Missmutig ziehen wir mit lauwarmen Piroggen und
Mineralwasser von dannen. Abgeben wollen wir uns mit dieser Situation jedoch
nicht. Unsere Rettung ist der eilig herbeigerufene Taxifahrer, der nicht nur in
Rallyemanier über die unbefestigten Straßen der Stadt heizt, sondern auch weiß,
wo es auch um diese Uhrzeit noch Bier gibt.
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