Um es vorweg zu nehmen, die
diesjährige Etappe war, bezogen auf die Fahrleistung, ziemlich ambitioniert.
Von den insgesamt vier Wochen, die wir unsere Familien auch dieses Jahr wieder allein
lassen (hierfür sind wir ausgesprochen demütig und dankbar), standen uns für
die 4300 km durch Russland nur knapp zwei Wochen zur Verfügung. Der Rest der
Zeit war für das Verschiffen nach und die Reise durch Japan sowie das Einlagern
der Motorräder reserviert.
Dieses Konzept hatte lange
Etappen zur Folge, die sich zwar aufgrund der unglaublichen Entfernungen
zwischen den Ansiedlungen in Sibirien ohnehin nicht hätten vermeiden lassen. Regelmäßig
haben wir aber erst nach Einbruch der Dunkelheit eine Unterkunft gefunden. Die
Muße, sich dann noch stundenlang an den Blog zu setzen, hielt sich in Grenzen, ebenso
wie die Verfügbarkeit von WLAN. Daher kam ich mit dem Aufschreiben einfach
nicht hinterher und konnte den Beitrag erst jetzt, nach unserer Ankunft in
Wladiwostok, fertigstellen. Hieraus resultiert eine ziemliche Textfülle. Um das
Ganze lesbar zu halten, haben wir entschieden, den Beitrag in mehrere
Abschnitte zu unterteilen und mit den Fotos nach und nach einzustellen.
Vorbereitung: Alles kam anders als ursprünglich geplant. Wir mussten kurz
vor der Abreise unsere Reisepläne komplett umwerfen. Als diesjähriges Etappenziel
hatten wir Osaka auserkoren und die Reise auch bereits fertig durchgeplant; Fähre
und Rückflüge waren gebucht, das Unterstellen der Motorräder organisiert, die
Kfz-Versicherung für (und in) Japan abgeschlossen, das Carnet de Passage
vorbereitet und die Vorfreude riesengroß. Uns war durchaus bewusst, dass der
temporäre Import unserer Motorräder nach Japan eine bürokratische Herausforderung
sein würde. Aber wir hatten uns umfassend informiert und waren guter Dinge,
dass alles klappen würde.
Aber Yuri Melnikov, der Ansprechpartner für alle Fernreisenden ex-Vladivostok, bestand
darauf, dass wir unsere Unterlagen vorab von einer Vertreterin des japanischen
Fährunternehmens auf ihre Vollständigkeit hin überprüfen lassen; was,
wenngleich das Ergebnis ernüchternd war, letztlich ein ziemlicher Glücksfall
war. Denn tatsächlich wären wir unerwartet an einer der vielen spitzfindigen
Hürden gescheitert: Deutschland und Japan sind in den Jahren 1949 bzw. 1968 verschiedenen
internationalen Übereinkommen über den Straßenverkehr beigetreten, und dadurch
hat die Fahrzeugzulassung im jeweils anderen Land keine Gültigkeit. Deutschland
erkennt die japanische Zulassung aus Kulanz trotzdem an. Japan tut dies mit
unserer jedoch nicht, und somit wäre es nicht ohne Weiteres erlaubt gewesen,
unsere Motoräder auf japanischen Straßen zu bewegen. Ein Ausweg wäre die Zulassung
in Japan gewesen, Voraussetzung hierfür: eine „TÜV“-Vollabnahme. Aber da weder
die hierfür erforderliche Zeit von einer Woche noch die Kosten von 4000 EUR in
unser Budget passten, waren wir bereit, diese Vorschrift zu ignorieren und
quasi illegal der aufgehenden Sonne entgegen zu cruisen. Wir waren schließlich
nicht die ersten mit diesem Problem und – wie oben erwähnt – bestens
informiert; der normale Verkehrspolizist würde sich mit der Vorschriftenlage nicht
auskennen und sich bei einer Kontrolle mit der Übersetzung des Führerscheins
und dem korrekt abgestempelten und vom JAF, dem japanischen ADAC, beglaubigten Carnet
zufrieden geben.
Denkste! Mittlerweile hatten die Behörden Wind von der Nummer
bekommen, wir waren schließlich nicht die ersten. Und da sich der normale
Verkehrspolizist immer noch nicht mit den Vorschriften auskennen würde, verbot
man dem JAF ab diesem Jahr schlicht, deutsche Carnets zu beglaubigen. Und ohne
beglaubigtes Carnet keine Zollfreigabe – und damit war Japan für uns plötzlich
unerreichbar, wenige Wochen vor Abreise! Hektisch musste nun umgeplant werden. Für
die Mopeds endet die Reise nun bei Yuri in Wladiwostok. Für sie geht’s dann im
Juli im Container, für uns nächstes Jahr mit dem Flieger nach Vancouver und von
dort aus weiter. Zugegeben, es gibt schlimmere Schicksale. Trotzdem, es wäre
schon schön gewesen; zur Kirschblüte…
Schade dass es für eich mit Japan nicht klappt.
AntwortenLöschenAber weiterhin alles gute für eure Reise.