Sonntag, 3. Juni 2018

Unendliche Weiten - BikeByBit 2018, Prolog


Um es vorweg zu nehmen, die diesjährige Etappe war, bezogen auf die Fahrleistung, ziemlich ambitioniert. Von den insgesamt vier Wochen, die wir unsere Familien auch dieses Jahr wieder allein lassen (hierfür sind wir ausgesprochen demütig und dankbar), standen uns für die 4300 km durch Russland nur knapp zwei Wochen zur Verfügung. Der Rest der Zeit war für das Verschiffen nach und die Reise durch Japan sowie das Einlagern der Motorräder reserviert. 

Dieses Konzept hatte lange Etappen zur Folge, die sich zwar aufgrund der unglaublichen Entfernungen zwischen den Ansiedlungen in Sibirien ohnehin nicht hätten vermeiden lassen. Regelmäßig haben wir aber erst nach Einbruch der Dunkelheit eine Unterkunft gefunden. Die Muße, sich dann noch stundenlang an den Blog zu setzen, hielt sich in Grenzen, ebenso wie die Verfügbarkeit von WLAN. Daher kam ich mit dem Aufschreiben einfach nicht hinterher und konnte den Beitrag erst jetzt, nach unserer Ankunft in Wladiwostok, fertigstellen. Hieraus resultiert eine ziemliche Textfülle. Um das Ganze lesbar zu halten, haben wir entschieden, den Beitrag in mehrere Abschnitte zu unterteilen und mit den Fotos nach und nach einzustellen.

Vorbereitung:  Alles kam  anders als ursprünglich geplant. Wir mussten kurz vor der Abreise unsere Reisepläne komplett umwerfen. Als diesjähriges Etappenziel hatten wir Osaka auserkoren und die Reise auch bereits fertig durchgeplant; Fähre und Rückflüge waren gebucht, das Unterstellen der Motorräder organisiert, die Kfz-Versicherung für (und in) Japan abgeschlossen, das Carnet de Passage vorbereitet und die Vorfreude riesengroß. Uns war durchaus bewusst, dass der temporäre Import unserer Motorräder nach Japan eine bürokratische Herausforderung sein würde. Aber wir hatten uns umfassend informiert und waren guter Dinge, dass alles klappen würde. 

Aber Yuri Melnikov, der Ansprechpartner für alle Fernreisenden ex-Vladivostok, bestand darauf, dass wir unsere Unterlagen vorab von einer Vertreterin des japanischen Fährunternehmens auf ihre Vollständigkeit hin überprüfen lassen; was, wenngleich das Ergebnis ernüchternd war, letztlich ein ziemlicher Glücksfall war. Denn tatsächlich wären wir unerwartet an einer der vielen spitzfindigen Hürden gescheitert: Deutschland und Japan sind in den Jahren 1949 bzw. 1968 verschiedenen internationalen Übereinkommen über den Straßenverkehr beigetreten, und dadurch hat die Fahrzeugzulassung im jeweils anderen Land keine Gültigkeit. Deutschland erkennt die japanische Zulassung aus Kulanz trotzdem an. Japan tut dies mit unserer jedoch nicht, und somit wäre es nicht ohne Weiteres erlaubt gewesen, unsere Motoräder auf japanischen Straßen zu bewegen. Ein Ausweg wäre die Zulassung in Japan gewesen, Voraussetzung hierfür: eine „TÜV“-Vollabnahme. Aber da weder die hierfür erforderliche Zeit von einer Woche noch die Kosten von 4000 EUR in unser Budget passten, waren wir bereit, diese Vorschrift zu ignorieren und quasi illegal der aufgehenden Sonne entgegen zu cruisen. Wir waren schließlich nicht die ersten mit diesem Problem und – wie oben erwähnt – bestens informiert; der normale Verkehrspolizist würde sich mit der Vorschriftenlage nicht auskennen und sich bei einer Kontrolle mit der Übersetzung des Führerscheins und dem korrekt abgestempelten und vom JAF, dem japanischen ADAC, beglaubigten Carnet zufrieden geben. 

Denkste! Mittlerweile hatten die Behörden Wind von der Nummer bekommen, wir waren schließlich nicht die ersten. Und da sich der normale Verkehrspolizist immer noch nicht mit den Vorschriften auskennen würde, verbot man dem JAF ab diesem Jahr schlicht, deutsche Carnets zu beglaubigen. Und ohne beglaubigtes Carnet keine Zollfreigabe – und damit war Japan für uns plötzlich unerreichbar, wenige Wochen vor Abreise! Hektisch musste nun umgeplant werden. Für die Mopeds endet die Reise nun bei Yuri in Wladiwostok. Für sie geht’s dann im Juli im Container, für uns nächstes Jahr mit dem Flieger nach Vancouver und von dort aus weiter. Zugegeben, es gibt schlimmere Schicksale. Trotzdem, es wäre schon schön gewesen; zur Kirschblüte… 

So viel zur Vorrede, es folgt nun der Bericht der vergangenen zwei Wochen. 






1 Kommentar:

  1. Schade dass es für eich mit Japan nicht klappt.
    Aber weiterhin alles gute für eure Reise.

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