Sonntag, 3. Juni 2018

Unendliche Weiten - BikeByBit 2018, Teil 2


Dienstag, 22. Mai: Aufgrund überfrorener Straßen verschieben wir die Abfahrt um zwei Stunden. Es ist immer noch eiskalt, als wir gegen halb zehn auf unseren schwer beladenen Rössern loseiern. Die ersten Meter sind wie jedes Jahr enorm gewöhnungsbedürftig, gefühlt sitzen wir das erste Mal auf einem Motorrad. Aber es dauert nicht lange, bis wir uns an unsere Gefährten gewöhnen und damit auch der Fahrspaß zurückkommt. Gegen 16:00 Uhr erreichen wir die mongolisch-russische Grenze, an der sich bereits eine lange Schlange gebildet hat. Glücklicherweise werden wir als Motorradfahrer von den mongolischen Beamten (wie übrigens später von den russischen auch) an allen anderen vorbeigewinkt, womit die gesamte Grenzprozedur gerade einmal rekordverdächtige drei Stunden dauert. 

Unser Dokument mit dem wichtigen richtigen Stempel löst hektische Betriebsamkeit aus und wir dringen bis in die Amtsstube des Senior Customs Officer vor. Und während wir da so sitzen, telefonieren mehrere Beamte gleichzeitig ganz angestrengt herum. Aber tatsächlich, alles scheint seine Richtigkeit zu haben, und wir dürfen mit den Mopeds die Mongolei verlassen. Ob wir tatsächlich auch unser Geld wiederbekommen, werden wir noch sehen. 

Auf russischer Seite ist der Stau ungleich länger, hier sitzt der Flaschenhals der gesamten Prozedur. Eine einzige Beamtin muss alle Zollformulare in den Rechner übertragen, während andere penibel die Fahrzeuge durchsuchen. Alle befinden sich im Vollstress, trotzdem werden wir ausgesprochen korrekt behandelt, bekommen sogar Hilfe beim Ausfüllen der Zollformulare. 

Die drei Hotels im Grenzort Kjachta sind bis auf zwei Betten in einem Schlafsaal ausgebucht. Auf Jugendherberge haben wir jedoch keine Lust und beschließen daher, die 250 km bis Ulan-Ude noch zu fahren. Auf halber Strecke setzt jedoch Regen ein und mit unseren funzeligen Scheinwerfern durch die unbefestigten Baustellen zu fahren, ist uns auf Dauer dann doch zu gefährlich. Wir finden in Gusinoozyorsk ein Hotel, in dem die Zimmer in Stunden abgerechnet werden. 

Wir müssen zunächst Geld abheben. Matti fragt: „Wie viel soll ich holen?“, ich antworte: „200“. Und meine damit Euro, Matti denkt aber bereits in Rubel und probiert sämtliche Automaten aus, um kurze Zeit später zu konstatieren, dass anstelle der 200 nur 5 (Tausend) ausgegeben werden. Wir sind in diesem Missverständnis gefangen, diskutieren über die lächerlich geringe feilgebotene Summe und heben schließlich beide an jeweils zwei Automaten den Maximalbetrag ab. Als uns endlich ein Licht aufgeht, haben wir 22T Rubel und damit bereits mehr als 300 EUR in der Tasche. Gut, dass wir die 200.000 nicht bekommen haben. Mit umgerechnet 2800 Euro hätten wir noch einige Urlaube in Russland verbringen können, puh.

Die Restaurants sind bereits geschlossen, wir müssen unser Abendessen im Supermarkt kaufen und entscheiden uns für in der Mikrowelle erwärmte Piroggen und Bier. An der Kasse schallt uns ein „Piwo netu“ entgegen. Es ist bereits nach 21:00 Uhr, da darf (uns) kein Bier mehr verkauft werden! Missmutig ziehen wir mit lauwarmen Piroggen und Mineralwasser von dannen. Abgeben wollen wir uns mit dieser Situation jedoch nicht. Unsere Rettung ist der eilig herbeigerufene Taxifahrer, der nicht nur in Rallyemanier über die unbefestigten Straßen der Stadt heizt, sondern auch weiß, wo es auch um diese Uhrzeit noch Bier gibt. 

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