Mittwoch, 23. Mai: Ich
laboriere am Jetlag (bereits die dritte Nacht konnte ich nicht vor 4 Uhr
einschlafen), und an den Piroggen. Zum Frühstück gibt’s Instant-Kaffee und Sahnetorte.
Wir beladen die Motorräder und nehmen Kurs auf den Baikalsee. Die relativ kurze
Fahrt führt uns in das kleine Dorf Gremyachinsk am Ostufer des Sees. Wir mieten
uns in einer am Rande des Ortes frisch aus dem Boden gestampften Ferienanlage
ein, deren Zielgruppe eher chinesische Touristen als einheimische Durchschnittsverdiener
sind. Entsprechend ernüchternd ist der erste Eindruck. Wir spazieren ans
Seeufer, rufen uns die Superlative, die der See bietet, ins Gedächtnis und
finden unsere Fotomotive in dem ins Licht der untergehenden Sonne getauchten Ensemble
von dörflicher Idylle und eigentümlich schwarzem Seewasser. Auf dem Heimweg laufen wir unfreiwillig
drei Einheimischen, vom Leben gezeichnet und nicht mehr ganz nüchtern, über den
Weg. Wir fühlen uns nicht wohl und versuchen radebrechend, der Situation zu
entfliehen. Dies gelingt nicht, stattdessen lassen wir uns überreden, ins
Magasin zu gehen und Wodka, Speck und Brot zu kaufen. Wir dürfen einen kleinen
Schluck mittrinken - und dann gehen.
Sonntag, 3. Juni 2018
Unendliche Weiten - BikeByBit 2018, Teil 2
Dienstag, 22. Mai: Aufgrund
überfrorener Straßen verschieben wir die Abfahrt um zwei Stunden. Es ist immer
noch eiskalt, als wir gegen halb zehn auf unseren schwer beladenen Rössern
loseiern. Die ersten Meter sind wie jedes Jahr enorm gewöhnungsbedürftig, gefühlt
sitzen wir das erste Mal auf einem Motorrad. Aber es dauert nicht lange, bis
wir uns an unsere Gefährten gewöhnen und damit auch der Fahrspaß zurückkommt.
Gegen 16:00 Uhr erreichen wir die mongolisch-russische Grenze, an der sich
bereits eine lange Schlange gebildet hat. Glücklicherweise werden wir als
Motorradfahrer von den mongolischen Beamten (wie übrigens später von den
russischen auch) an allen anderen vorbeigewinkt, womit die gesamte Grenzprozedur
gerade einmal rekordverdächtige drei Stunden dauert.
Unser Dokument mit dem wichtigen
richtigen Stempel löst hektische Betriebsamkeit aus und wir dringen bis in die
Amtsstube des Senior Customs Officer vor. Und während wir da so sitzen, telefonieren
mehrere Beamte gleichzeitig ganz angestrengt herum. Aber tatsächlich, alles
scheint seine Richtigkeit zu haben, und wir dürfen mit den Mopeds die Mongolei verlassen. Ob wir tatsächlich auch unser
Geld wiederbekommen, werden wir noch sehen.
Auf russischer Seite ist der Stau
ungleich länger, hier sitzt der Flaschenhals der gesamten Prozedur. Eine einzige
Beamtin muss alle Zollformulare in den Rechner übertragen, während andere
penibel die Fahrzeuge durchsuchen. Alle befinden sich im Vollstress, trotzdem werden
wir ausgesprochen korrekt behandelt, bekommen sogar Hilfe beim Ausfüllen der
Zollformulare.
Die drei Hotels im Grenzort
Kjachta sind bis auf zwei Betten in einem Schlafsaal ausgebucht. Auf
Jugendherberge haben wir jedoch keine Lust und beschließen daher, die 250 km
bis Ulan-Ude noch zu fahren. Auf halber Strecke setzt jedoch Regen ein und mit
unseren funzeligen Scheinwerfern durch die unbefestigten Baustellen zu fahren,
ist uns auf Dauer dann doch zu gefährlich. Wir finden in Gusinoozyorsk ein
Hotel, in dem die Zimmer in Stunden abgerechnet werden.
Wir müssen zunächst Geld abheben.
Matti fragt: „Wie viel soll ich holen?“, ich antworte: „200“. Und meine damit
Euro, Matti denkt aber bereits in Rubel und probiert sämtliche Automaten aus, um
kurze Zeit später zu konstatieren, dass anstelle der 200 nur 5 (Tausend)
ausgegeben werden. Wir sind in diesem Missverständnis gefangen, diskutieren
über die lächerlich geringe feilgebotene Summe und heben schließlich beide an jeweils
zwei Automaten den Maximalbetrag ab. Als uns endlich ein Licht aufgeht, haben wir
22T Rubel und damit bereits mehr als 300 EUR in der Tasche. Gut, dass wir die 200.000
nicht bekommen haben. Mit umgerechnet 2800 Euro hätten wir noch einige Urlaube
in Russland verbringen können, puh.
Die Restaurants sind bereits
geschlossen, wir müssen unser Abendessen im Supermarkt kaufen und entscheiden
uns für in der Mikrowelle erwärmte Piroggen und Bier. An der Kasse schallt uns
ein „Piwo netu“ entgegen. Es ist bereits nach 21:00 Uhr, da darf (uns) kein Bier
mehr verkauft werden! Missmutig ziehen wir mit lauwarmen Piroggen und
Mineralwasser von dannen. Abgeben wollen wir uns mit dieser Situation jedoch
nicht. Unsere Rettung ist der eilig herbeigerufene Taxifahrer, der nicht nur in
Rallyemanier über die unbefestigten Straßen der Stadt heizt, sondern auch weiß,
wo es auch um diese Uhrzeit noch Bier gibt.
Unendliche Weiten - BikeByBit 2018, Teil 1
Samstag, 19. Mai und Sonntag,
20. Mai: Mit der Aeroflot geht es über Sheremetyevo nach Ulan Bator, dort
kommen wir am Sonntagmorgen, 6:00 Uhr Ortszeit, an. Das Oasis hält uns bereits ein Zimmer bereit
und wir nehmen noch eine Mütze Schlaf. Gegen 12 Uhr endlich kommt Koji mit den ersehnten
Mopeds und verrichtet noch letzte Arbeiten wie die Montage meines -
selbstverständlich nur aus Gründen der Gewichtsreduktion aus Deutschland
mitgebrachten - Auspuffs. Den Rest des Tages verbringen wir, um bei herrlichem
Sommerwetter und Temperaturen von 26 Grad unser Gepäck zu sortieren und, als
wir damit fertig sind, mit dem Konsum von Schnitzel, Bier und Anekdoten von
Herbert, der jedes Jahr mit seinem ehemaligen Bundeswehr-Mercedes mehrere
Monate in der Mongolei unterwegs ist.
Montag, 21. Mai:
Eigentlich wollten wir heute bereits Richtung Norden aufbrechen. Hiervon hält
uns jedoch nicht nur das Wetter, das wir gar nicht fassen können, ab. Die
Temperatur ist um schlappe 24 Grad gefallen. Das Thermometer steigt heute auf
maximal 2 Grad, am Nachmittag gibt es Schnee! Zudem müssen wir erneut zum Zoll,
was, wie sich herausstellt, bis zum späten Nachmittag dauert. Wir wissen nicht,
was da genau passiert; wir sitzen die meiste Zeit nur rum und spielen auf dem
iPhone Doppelkopf, während Mogi - treppauf, treppab - von einem Beamten zum
nächsten sprintet, bis endlich der richtige Stempel auf dem richtigen Formular
(und dieses Mal nicht auf unserem Fahrzeugschein) sitzt. Uns wird versichert,
dass es nun keine Probleme bei der Ausreise geben wird und alle Voraussetzungen
für die Erstattung unserer Kaution von 800 € geschaffen wurden.
Unendliche Weiten - BikeByBit 2018, Prolog
Um es vorweg zu nehmen, die
diesjährige Etappe war, bezogen auf die Fahrleistung, ziemlich ambitioniert.
Von den insgesamt vier Wochen, die wir unsere Familien auch dieses Jahr wieder allein
lassen (hierfür sind wir ausgesprochen demütig und dankbar), standen uns für
die 4300 km durch Russland nur knapp zwei Wochen zur Verfügung. Der Rest der
Zeit war für das Verschiffen nach und die Reise durch Japan sowie das Einlagern
der Motorräder reserviert.
Dieses Konzept hatte lange
Etappen zur Folge, die sich zwar aufgrund der unglaublichen Entfernungen
zwischen den Ansiedlungen in Sibirien ohnehin nicht hätten vermeiden lassen. Regelmäßig
haben wir aber erst nach Einbruch der Dunkelheit eine Unterkunft gefunden. Die
Muße, sich dann noch stundenlang an den Blog zu setzen, hielt sich in Grenzen, ebenso
wie die Verfügbarkeit von WLAN. Daher kam ich mit dem Aufschreiben einfach
nicht hinterher und konnte den Beitrag erst jetzt, nach unserer Ankunft in
Wladiwostok, fertigstellen. Hieraus resultiert eine ziemliche Textfülle. Um das
Ganze lesbar zu halten, haben wir entschieden, den Beitrag in mehrere
Abschnitte zu unterteilen und mit den Fotos nach und nach einzustellen.
Vorbereitung: Alles kam anders als ursprünglich geplant. Wir mussten kurz
vor der Abreise unsere Reisepläne komplett umwerfen. Als diesjähriges Etappenziel
hatten wir Osaka auserkoren und die Reise auch bereits fertig durchgeplant; Fähre
und Rückflüge waren gebucht, das Unterstellen der Motorräder organisiert, die
Kfz-Versicherung für (und in) Japan abgeschlossen, das Carnet de Passage
vorbereitet und die Vorfreude riesengroß. Uns war durchaus bewusst, dass der
temporäre Import unserer Motorräder nach Japan eine bürokratische Herausforderung
sein würde. Aber wir hatten uns umfassend informiert und waren guter Dinge,
dass alles klappen würde.
Aber Yuri Melnikov, der Ansprechpartner für alle Fernreisenden ex-Vladivostok, bestand
darauf, dass wir unsere Unterlagen vorab von einer Vertreterin des japanischen
Fährunternehmens auf ihre Vollständigkeit hin überprüfen lassen; was,
wenngleich das Ergebnis ernüchternd war, letztlich ein ziemlicher Glücksfall
war. Denn tatsächlich wären wir unerwartet an einer der vielen spitzfindigen
Hürden gescheitert: Deutschland und Japan sind in den Jahren 1949 bzw. 1968 verschiedenen
internationalen Übereinkommen über den Straßenverkehr beigetreten, und dadurch
hat die Fahrzeugzulassung im jeweils anderen Land keine Gültigkeit. Deutschland
erkennt die japanische Zulassung aus Kulanz trotzdem an. Japan tut dies mit
unserer jedoch nicht, und somit wäre es nicht ohne Weiteres erlaubt gewesen,
unsere Motoräder auf japanischen Straßen zu bewegen. Ein Ausweg wäre die Zulassung
in Japan gewesen, Voraussetzung hierfür: eine „TÜV“-Vollabnahme. Aber da weder
die hierfür erforderliche Zeit von einer Woche noch die Kosten von 4000 EUR in
unser Budget passten, waren wir bereit, diese Vorschrift zu ignorieren und
quasi illegal der aufgehenden Sonne entgegen zu cruisen. Wir waren schließlich
nicht die ersten mit diesem Problem und – wie oben erwähnt – bestens
informiert; der normale Verkehrspolizist würde sich mit der Vorschriftenlage nicht
auskennen und sich bei einer Kontrolle mit der Übersetzung des Führerscheins
und dem korrekt abgestempelten und vom JAF, dem japanischen ADAC, beglaubigten Carnet
zufrieden geben.
Denkste! Mittlerweile hatten die Behörden Wind von der Nummer
bekommen, wir waren schließlich nicht die ersten. Und da sich der normale
Verkehrspolizist immer noch nicht mit den Vorschriften auskennen würde, verbot
man dem JAF ab diesem Jahr schlicht, deutsche Carnets zu beglaubigen. Und ohne
beglaubigtes Carnet keine Zollfreigabe – und damit war Japan für uns plötzlich
unerreichbar, wenige Wochen vor Abreise! Hektisch musste nun umgeplant werden. Für
die Mopeds endet die Reise nun bei Yuri in Wladiwostok. Für sie geht’s dann im
Juli im Container, für uns nächstes Jahr mit dem Flieger nach Vancouver und von
dort aus weiter. Zugegeben, es gibt schlimmere Schicksale. Trotzdem, es wäre
schon schön gewesen; zur Kirschblüte…
Sonntag, 20. Mai 2018
Es geht wieder los!
*DE*
Wir sind gestern hier in Ulan Bator eingetroffen und seitdem mit den Vorbereitungen für die Weiterreise beschäftigt. Morgen stehen noch ein Besuch beim Hauptzollamt und letzte Abschlussarbeiten an den Motorrädern auf dem Programm bevor unsere nächste Etappe dann am Dienstag morgen endlich Richtung Norden losgeht.
Ich habe auch wieder einen Menüpunkt "position" oben eingefügt, wo man unseren Reisefortschritt verfolgen kann.
*FR*
On vient d'arriver à Oulan Bator hier matin et les préparations pour la prochaine étape sont en cours. Il reste encore quelques détails techniques à régler et sinon il y a aussi encore une visite au bureau des douanes à faire avant que notre voyage puisse continuer vers le nord mardi matin.
J'ai inséré à nouveau un élément au menu qui s'appelle "position" où on peut suivre notre progrès.
Wir sind gestern hier in Ulan Bator eingetroffen und seitdem mit den Vorbereitungen für die Weiterreise beschäftigt. Morgen stehen noch ein Besuch beim Hauptzollamt und letzte Abschlussarbeiten an den Motorrädern auf dem Programm bevor unsere nächste Etappe dann am Dienstag morgen endlich Richtung Norden losgeht.
Ich habe auch wieder einen Menüpunkt "position" oben eingefügt, wo man unseren Reisefortschritt verfolgen kann.
*FR*
On vient d'arriver à Oulan Bator hier matin et les préparations pour la prochaine étape sont en cours. Il reste encore quelques détails techniques à régler et sinon il y a aussi encore une visite au bureau des douanes à faire avant que notre voyage puisse continuer vers le nord mardi matin.
J'ai inséré à nouveau un élément au menu qui s'appelle "position" où on peut suivre notre progrès.
Freitag, 19. Januar 2018
Samstag, 23. Dezember 2017
Nach(züglerbei)trag
Es ist mittlerweile Tradition oder leider eher zur schlechten Angewohnheit geworden, dass der letzte Beitrag der Reise immer ein paar Monate auf sich warten lassen muss. Nun denn, wo waren wir noch gleich stehen geblieben?
Genau, am Terkhiin Tsagaan Lake, oder auch etwas weniger sperrig einfach nur Weißer See genannt.
Frisch ausgeruht starteten wir also guter Dinge nach unserem Pausentag vom Weißen See Richtung Ulan Bator. Eigentlich hatten wir zwei Etappen für die knapp 650 km bis zum Endpunkt der diesjährigen Reise vorgesehen, aber es sollte anders kommen. Kurz vor Erreichen unseres angepeilten Etappenziels Kharkhorin, der ehemaligen Hauptstadt des mongolischen Reichs, erreichte uns ein Anruf. Danach war klar, wir müssen noch am selben Tag bis Ulan Bator durchfahren. Grund war der Umstand, dass wir vor unserer Abreise noch im mongolischen Hauptzollamts vorsprechen mussten, um den Motorrädern zu ermöglichen, ein Jahr ohne uns in der Mongolei zu bleiben. Offensichtlich war ein Tag für dieses Vorhaben nicht ausreichend, somit blieb uns keine Wahl. Gesagt, getan.
Schnell noch Erdene Dsuu, das älteste buddhistische Kloster der Mongolei besichtigt und dann ging’s auch schon weiter. Von hinten kam unpassenderweise ein Unwetter angerollt. Zuerst war es « nur » ein Staubsturm und schon ziemlich beeindruckend. Nachdem aber der Straßenverlauf dann bald um 90° quer zum Wind gedreht hatte, kamen noch Blitz und Donner dazu und uns wurde ziemlich mulmig. Es fing dann natürlich auch an, wie aus Eimern an zu schütten und das war zusammen mit dem heftigen Wind von der Seite äußerst unangenehm. Nachdem wir eine Weile mit gefühlten 45° Schräglage bei gerader Strecke gefahren waren und der luv-seitige Stiefel voller Wasser gelaufen war, ergriffen wir die erstbeste Gelegenheit und flüchteten uns hektisch unter das Vordach eines verlassenen Hauses, um das Allerschlimmste abzuwarten. Dort gesellten sich irgendwann zwei australische KTM-Fahrer zu uns, so dass während dieser Zwangspause immerhin für Unterhaltung gesorgt war. Der Rest der Etappe war aufgrund des starken Windes zum Teil ziemlich unangenehm und der Staubsturm begleitete uns noch bis Ulan Bator, wo wir weit nach Einbruch der Dunkelheit eintrafen. Zur Belohnung standen wir dann am Ende noch eine Stunde durch die Stadt im Stau bis wir schließlich völlig erledigt bei unserer Herberge ankamen.
Die verbleibenden Tage waren den Zollformalitäten und der Wartung der Motorräder gewidmet und waren einerseits geprägt durch den kurzweiligen Aufenthalt im Guesthouse Oasis, wo man immer viele interessante Reisende trifft und andererseits durch die herausragende Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft von Mogi und Frank, einem befreundeten mongolisch-deutschen Paar. Mogi war so nett, sich zwei ganze Vormittage Zeit zu nehmen, um die Verhandlungen mit den Zollbeamten zu führen. Ohne die Hilfe mit ihren Mongolisch-Kenntnissen wären wir komplett aufgeschmissen gewesen. Abgerundet wurde das schließlich noch mit einer Einladung zu einer großen Feier in ihrem Haus, in deren Verlauf unter anderem ein ganzes Schaf aufgegessen wurde, bei ortsüblicher Getränkebegleitung versteht sich.
Ganz am Ende gab es noch ein großes Hallo, als Abi, der indische Motorradfahrer, den wir am ersten Tag in Osh getroffen hatten, im Oasis eintraf. Er war nach einem Rahmenbruch gezwungen gewesen, die Mongolei per Bus (mit dem Motorrad im Gepäckraum) zu durchqueren, um sein Motorrad in Ulan Bator reparieren zu lassen. Seine weitere Reise führte ihn dann später noch durch Russland, Europa, den Balkan und Nah-Ost zurück nach Indien. Mittlerweile ist er schon wieder zu Hause.
Die diesjährige Reise wird, was Vielfalt und Erlebnisse betrifft, wohl nur schwer zu übertreffen sein. Die atemberaubende Natur in Kirgisien, die Weite Kasachstans mit seinen kurzweiligen Straßenzuständen, die traumhafte Straße durch das russische Altai-Gebirge und schließlich die wilde Unendlichkeit der Mongolei haben diese Tour zu einem Erlebnis ohnegleichen gemacht. Wenn wir nächstes Jahr am Pazifik ankommen, lassen wir damit auch das Gebiet der ehemaligen Sowjetrepubliken hinter uns, deren kultureller Reichtum und enorme Ausdehnung uns ganz besonders begeistert haben. Das erfüllt uns jetzt schon etwas mit Wehmut. Aber als nächstes warten Japan und Nord-Amerika auf uns, das macht den Abschied etwas leichter.
Genau, am Terkhiin Tsagaan Lake, oder auch etwas weniger sperrig einfach nur Weißer See genannt.
Frisch ausgeruht starteten wir also guter Dinge nach unserem Pausentag vom Weißen See Richtung Ulan Bator. Eigentlich hatten wir zwei Etappen für die knapp 650 km bis zum Endpunkt der diesjährigen Reise vorgesehen, aber es sollte anders kommen. Kurz vor Erreichen unseres angepeilten Etappenziels Kharkhorin, der ehemaligen Hauptstadt des mongolischen Reichs, erreichte uns ein Anruf. Danach war klar, wir müssen noch am selben Tag bis Ulan Bator durchfahren. Grund war der Umstand, dass wir vor unserer Abreise noch im mongolischen Hauptzollamts vorsprechen mussten, um den Motorrädern zu ermöglichen, ein Jahr ohne uns in der Mongolei zu bleiben. Offensichtlich war ein Tag für dieses Vorhaben nicht ausreichend, somit blieb uns keine Wahl. Gesagt, getan.
Schnell noch Erdene Dsuu, das älteste buddhistische Kloster der Mongolei besichtigt und dann ging’s auch schon weiter. Von hinten kam unpassenderweise ein Unwetter angerollt. Zuerst war es « nur » ein Staubsturm und schon ziemlich beeindruckend. Nachdem aber der Straßenverlauf dann bald um 90° quer zum Wind gedreht hatte, kamen noch Blitz und Donner dazu und uns wurde ziemlich mulmig. Es fing dann natürlich auch an, wie aus Eimern an zu schütten und das war zusammen mit dem heftigen Wind von der Seite äußerst unangenehm. Nachdem wir eine Weile mit gefühlten 45° Schräglage bei gerader Strecke gefahren waren und der luv-seitige Stiefel voller Wasser gelaufen war, ergriffen wir die erstbeste Gelegenheit und flüchteten uns hektisch unter das Vordach eines verlassenen Hauses, um das Allerschlimmste abzuwarten. Dort gesellten sich irgendwann zwei australische KTM-Fahrer zu uns, so dass während dieser Zwangspause immerhin für Unterhaltung gesorgt war. Der Rest der Etappe war aufgrund des starken Windes zum Teil ziemlich unangenehm und der Staubsturm begleitete uns noch bis Ulan Bator, wo wir weit nach Einbruch der Dunkelheit eintrafen. Zur Belohnung standen wir dann am Ende noch eine Stunde durch die Stadt im Stau bis wir schließlich völlig erledigt bei unserer Herberge ankamen.
Die verbleibenden Tage waren den Zollformalitäten und der Wartung der Motorräder gewidmet und waren einerseits geprägt durch den kurzweiligen Aufenthalt im Guesthouse Oasis, wo man immer viele interessante Reisende trifft und andererseits durch die herausragende Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft von Mogi und Frank, einem befreundeten mongolisch-deutschen Paar. Mogi war so nett, sich zwei ganze Vormittage Zeit zu nehmen, um die Verhandlungen mit den Zollbeamten zu führen. Ohne die Hilfe mit ihren Mongolisch-Kenntnissen wären wir komplett aufgeschmissen gewesen. Abgerundet wurde das schließlich noch mit einer Einladung zu einer großen Feier in ihrem Haus, in deren Verlauf unter anderem ein ganzes Schaf aufgegessen wurde, bei ortsüblicher Getränkebegleitung versteht sich.
Ganz am Ende gab es noch ein großes Hallo, als Abi, der indische Motorradfahrer, den wir am ersten Tag in Osh getroffen hatten, im Oasis eintraf. Er war nach einem Rahmenbruch gezwungen gewesen, die Mongolei per Bus (mit dem Motorrad im Gepäckraum) zu durchqueren, um sein Motorrad in Ulan Bator reparieren zu lassen. Seine weitere Reise führte ihn dann später noch durch Russland, Europa, den Balkan und Nah-Ost zurück nach Indien. Mittlerweile ist er schon wieder zu Hause.
Die diesjährige Reise wird, was Vielfalt und Erlebnisse betrifft, wohl nur schwer zu übertreffen sein. Die atemberaubende Natur in Kirgisien, die Weite Kasachstans mit seinen kurzweiligen Straßenzuständen, die traumhafte Straße durch das russische Altai-Gebirge und schließlich die wilde Unendlichkeit der Mongolei haben diese Tour zu einem Erlebnis ohnegleichen gemacht. Wenn wir nächstes Jahr am Pazifik ankommen, lassen wir damit auch das Gebiet der ehemaligen Sowjetrepubliken hinter uns, deren kultureller Reichtum und enorme Ausdehnung uns ganz besonders begeistert haben. Das erfüllt uns jetzt schon etwas mit Wehmut. Aber als nächstes warten Japan und Nord-Amerika auf uns, das macht den Abschied etwas leichter.
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