Donnerstag, 6. Juni 2024

Fremdgesteuert

Die Routenplanung der nächsten Tage wird entscheidend durch das Wetter bestimmt.


Wir kommen bei Regen in Schreiber an und fahren bei Regen am nächsten Morgen wieder ab. Erneut erklimmt das Thermometer nur mit Mühe einen zweistelligen Wert. Der Highway führt entgegen unserer Erwartung die meiste Zeit gar nicht direkt am Seeufer des Lake Superior entlang, so dass man nur ab und zu mal einen Blick auf die malerische Küste erhaschen kann. Spektakulär ist die Szenerie aber trotzdem: beidseits der Straße liegen dichte Nadelwälder, durchzogen von wilden Flüssen und türkisfarbenen Seen, über denen noch die Nebelschwaden liegen. Und plötzlich steht ein riesiger Elch am Wegesrand. 


Viele Orte gibt es nicht, bis zu unserem Tagesziel Sault St. Marie sind es knapp 500 km. Auf kanadischen Highways gilt zuallermeist ein Tempolimit von 90 km/h. Wir heften uns in sicherer Entfernung an einen der riesigen Pick-up-Trucks, der deutlich zu schnell unterwegs ist, und hoffen, dass eine etwaige Polizeikontrolle ihn erwischt und nicht uns. Große Distanzen zwischen den Orten korrelieren mit einer geringen Tankstellendichte, wie wir irgendwann feststellen. Wir müssen, um den Verbrauch zu minimieren, abreißen lassen und erreichen die nächste Tankstelle mit gerade mal noch einem verbliebenen Liter im Tank. Das Wetter ist zwischenzeitlich umgeschlagen, es liegen sonnige 30 Grad an. Wir genehmigen uns eine Kugel Eis, die so groß ist, dass sie den Kalorienbedarf des ganzen Tages deckt. 


Fürs Abendessen suchen wir uns das „Whisky-Barrel“ aus. Das verspricht Abwechslung, zum Craft Beer gibt’s mal keine Burger, sondern Poutine und Scotch Eggs. Während Matti bereits ins Hotel zurückgeht, zwingt mich meine Uhr noch zu etwas Bewegung. Ich gehe auf dem Boardwalk am Saint Marys River spazieren und erlebe einen beschaulichen Sonnenuntergang. 


Am nächsten Tag erreichen wir mit Lake Huron den nächsten der Great Lakes. Ein Abstecher auf die vorgelagerte und vielfach angepriesene Manitoulin Island entfällt, da sich dort eine prominente Gewitterzelle hartnäckig hält. Stattdessen steuern wir den nächsten größeren Ort Sudbury an, lassen uns aber von unserem Garmin ein „Adventurous Routing“ vorschlagen. Dies führt zwar zu einem Umweg von circa 100 km, dafür aber über kleine, einigermaßen kurvige und malerisch gelegene Sträßchen. Unterwegs retten wir eine sich auf dem Asphalt sonnende Schnappschildkröte vor dem sicheren Unfalltod und kommen gerade rechtzeitig vor dem einsetzenden Regen in unserem Motel an. Dies liegt an einem viel befahrenen Highway, aber das Restaurant in der Nachbarschaft hat sehr gute Bewertungen. 


Es ist wie verhext: das Restaurant nebenan hat geschlossen, der Pizzabringdienst muss herhalten. Wir schwanken zwischen der „Godfather“ und der „Let‘s eat Meat“, zur Bestimmung der adäquaten Pizzagröße (in Zoll) nehmen wir an unserem Hinterrädern Maß. 


Morgen wollen wir die Hälfte des Weges wieder zurückfahren und doch noch nach Manitoulin Island übersetzen. 








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