Diesen Moment hatten wir so lange herbeigesehnt, nun war es endlich soweit. Es ging los. Auf den ersten Kilometern mussten wir uns erstmal wieder an das Fahren mit den schwer beladenen Motorrädern gewöhnen, aber dann kam am ersten Fahrtag bei sonnigem Wetter auf einer schönen kurvigen Strecke richtig Freude auf. Wir passierten den Berg Ararat und machten einen Zwischenstop bei dem idyllisch gelegenen Kloster Norawank, um schließlich am späten Nachmittag an unserem Tagesziel in Tatev einzulaufen. Dort entschieden wir uns nach (erneuter) Konsultation der Wettervorhersage dafür, die Nacht im Zelt zu verbringen. Ein spektakulär schön gelegener Platz, um unsere Zelte aufzubauen, war schnell gefunden. Hochzufrieden ließen wir den Abend auf unseren Campingstühlen mit direktem Blick auf die Klosteranlage bei einem Bier ausklingen. Dann fing es an zu regnen. Und hörte nicht mehr auf. Bis zum Morgen. Und schließlich noch bis zum Nachmittag.
Die schöne Aussicht war einer Nebelwand gewichen, der Boden um unsere Zelte aufgeweicht. Etwas missmutig gingen wir ins Dorf, um dort zu frühstücken und das Kloster zu besichtigen. Wir hatten ursprünglich geplant, einen Teil der Strecke vom Vortag wieder zurückzufahren, um in einer nahe gelegenen Stadt zu tanken und dann weiter auf der Schnellstraße Richtung iranischer Grenze zu fahren. Ein Franzose empfahl uns aber, die Strecke, neben der wir gezeltet hatten, einfach weiter nach Süden zu fahren, da diese nach ca. 45 km auch auf die Schnellstraße führt und uns so 70 km Umweg ersparen würde. Er sei die Strecke vor kurzem gefahren und bis auf ein paar Schlaglöcher ginge das schon. Blieb nur das Problem mit den leeren Tanks. Das wurde aber mit Hilfe der Einheimischen schnell per Kanister gelöst. Gesagt, getan. Meine ursprünglichen Bedenken, dass diese Nebenstrecke in sehr schlechtem Zustand sein könnte, haben sich dann aber leider bestätigt. Auf dem größtenteils unbefestigten, schlammigen und zerfahrenen Untergrund kamen wir über weite Strecken nicht über den 2. Gang hinaus und so brauchten wir für die ersten 30 km mehr als anderthalb Stunden. Und die nachgetankten 5 Liter Benzin. In einem Dorf war ein Mann so nett, uns ein paar Liter per Schlauch und Kanister aus dem Tank seines Wagens abzuzapfen, damit wir noch bis zur nächsten Tankstelle kamen. Nach dieser Einlage inklusive kleinem Umfaller im Schlamm kamen wir ziemlich erledigt in unserem B&B in Meghri an. Unsere Herbergsmutter hob dann unsere Moral mit einem äußerst reichhaltigen Abendessen wieder auf ein solides Niveau. Der in der Mahlzeit enthaltene Vodka musste auch noch mithelfen, immerhin ging es ja am Folgetag in den Iran.
Nach einer ziemlich kurzen Nacht und einem schnellen Frühstück fuhren wir Richtung Grenze, wo wir um 9 Uhr mit unserem iranischen Grenzübertrittsgehilfen verabredet waren. Das ganze Prozedere zog sich unglaublich in die Länge, und obwohl der Wecker schon um 5:30 Uhr geklingelt hatte, konnten wir erst um 15:30 Uhr die ersten Meter über iranischen Boden fahren. Die 200 km bis nach Tabriz gingen dann aber zügig von statten und auch das erstbeste Hotel, das wir aus dem Reiseführer gewählt hatten, erwies sich als akzeptabel. Der Zufall wollte es, dass wir just dort ein schweizer/ukrainisches Paar wieder trafen, mit denen wir gemeinsam das komplette Grenzübertrittsprozedere durchlaufen hatten - und das in einer Stadt mit 1.6 Millionen Einwohnern.
Die Iraner haben uns heute mit größter Freundlichkeit empfangen. Sogar die Grenzer konnten nicht an sich halten und begrüßten uns mit einem breiten Lächeln und dem Satz "Welcome to Iran", den wir fast überall zu hören bekommen. Und sobald wir irgendwo Halt machen, sind immer gleich einige Leute zur Stelle und möchten sich mit uns und unseren Motorrädern fotografieren lassen. So viel freundliches Entgegenkommen ist fast zu schön, um wahr zu sein.
Morgen wollen wir nach Osten ans Kaspische Meer fahren.
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