Seit wir unterwegs sind, ist alles gleich wieder vertraut. Der Helm sitzt, die Route ist durchgeplant, alles hat seinen Platz, auch die Kaffee-Stopps. Die Routine greift sofort, als wären wir nie elf Monate weg gewesen. Der Ablauf hat sich über die vielen Jahre eingespielt – zwischen Europa, Zentralasien, Mongolei und Russland haben wir gelernt, mit Unwägbarkeiten umzugehen, ohne großes Aufheben. Diese Abgeklärtheit nimmt uns nichts, sie schenkt uns Gelassenheit. Man merkt aber auch, dass wir gegenüber Überraschungen inzwischen etwas unempfindlicher geworden sind – das Abenteuer ist eben nicht mehr ganz so neu. Und vielleicht ist es genau deshalb so angenehm, wieder in Kanada unterwegs zu sein. Alles läuft – die Straßen sind gut, die Menschen freundlich, die Infrastruktur perfekt. Nordamerikanische Mühelosigkeit in ihrer besten Form. Die Landschaft ist atemberaubend, weit, offen. Und obwohl wir schon so vieles gesehen haben, können wir uns dem nicht entziehen. Es ist zwar weniger fordernd, aber trotzdem großartig.
Motorradfahrerisch betrachtet ist der diesjährige Streckenverlauf bisher allerdings eher… übersichtlich. Viel Highwayartiges, viel Geradeaus, wenig Kurvenrausch. Aber gut – man kann nicht jedes Jahr Panoramapässe erwischen, dafür gibt’s hier einfach zu wenig Berge. Im Gegenzug haben wir aber nun jeden Tag ausreichend Gelegenheit, uns mit einem ganz anderen Thema auseinanderzusetzen: dem Rücktransport.
Seit der ersten Stunde dieses Trips begleitet uns die Frage, wie wir unsere Motorräder eigentlich wieder nach Europa kriegen sollen. Container, Flugfracht, Hafenlogistik – die Gedanken daran sind leider so allgegenwärtig wie Mücken in der Dämmerung. Und mindestens genauso lästig.
Inzwischen steuern wir Halifax an – nicht wegen der Aussicht oder der Hummerbrötchen, sondern weil dort Ersatzteile auf uns warten. Marios Kupplung rutscht schon seit Beginn der Etappe, und auch wenn sie noch durchhält, wenn man nicht zu sehr am Gashahn dreht, wollen wir vorbereitet sein. Den schon vereinbarten Werkstatttermin sagen wir deswegen wieder ab. Der hätte uns zu lange an Halifax gebunden, und der Drang, weiterzufahren, war einfach größer. Noch hält die Kupplung – der Optimismus fährt mit.
Dann steht die Fähre nach Neufundland an. Nachtüberfahrt. Gebucht, um keine Tageszeit zu verlieren – aber der Preis dafür ist eine Nacht zwischen Schnarchen, Röcheln und der ein oder anderen geräuschvollen Flatulenz der Mitreisenden. Trotzdem schaffen wir es, ein paar Stunden Schlaf zu erhaschen und kommen in einem einigermaßen betriebsfähigen Zustand auf der Insel an.
Jetzt gilt’s: Das Beste aus diesem Riesenstück Land rausholen, solange die Kupplung noch mitmacht und der Rücktransport ungeklärt ist.
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Fundy National Park: enorme Erosion und die höchsten Gezeiten der Welt |
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An dieser Stelle waren die Insekten nerviger als das Transportproblem |
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Marios Insta360-Kamera - möge sie in Frieden ruhen! |
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Die Airbnb-Wohnung über dem Subway |
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Warten, |
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warten, |
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immer noch warten |
Habt ihr denn schon andere Biker getroffen, oder seid ihr dort oben Exoten?
AntwortenLöschenVielleicht solltet ihr die Mopeds dort „begraben“, sie haben ja wirklich einiges geleistet. Vor allem hättet ihr den Stress mit dem Transport und dem Zoll nicht. Für den Anschluss, wo auch immer er sein wird, gibt es dann neues Material. VG AM
Wirtschaftlich sinnvoll ist der Rücktransport nicht. Aber einfach unter der Laterne stehen lassen, das wollen wir nicht. Das gehört sich nicht. Und haben die treuen Gefährte(n) auch nicht verdient. Nächstes Jahr geht’s mit neuem Material weiter, das ist schon beschlossene Sache.
AntwortenLöschenDa hast du allerdings Recht! Wenn sie in Canadiens bleiben, dann in einem Museum mit der entsprechenden Geschichte und Bildern. Aber wenn ihr einen Weg gefunden habt, die Ladys zu überführen, um so besser! 💪🏼 AM
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